Mit lauten Schlürfen und Schnüffeln recherchiert

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Zum Schnüffeln und lauten Schlürfen haben sich Mitglieder des Pressevereins Münster-Münsterland in Stift Tilbeck getroffen. Denn wer Kaffee richtig beurteilen will, erklärte ihnen Röster und Kaffeekenner Günter Schröer, muss ihn langsam vom Probierlöffel auf die Zunge schlürfen. Dann entfaltet er jenes Aroma im Mund, das Züchter und Röster ihm gegeben haben. Und auf die Spur des guten Kaffees machten sich nebst viel Kaffee und Kuchen an dem Nachmittag Ende Juni zumeist ältere Mitglieder des Vereins.Es war ein unterhaltsames Recherchieren. Dieses Angebot macht der Presseverein allen interessierten Mitgliedern ab 55 Jahren und deren Angehörigen. Es ist auch gedacht, älteren Mitgliedern möglichst einmal pro Jahr ein Treffen und Wiedersehen mit jüngeren Kollegen zu ermöglichen. Die Mitglieder im Rentenalter sollen den Kontakt zum Beruf, Kollegen und zum DJV nicht verlieren.

Das Recherche-Treffen rund um guten Kaffee in Havixbeck-Tilbeck fand hinten im Café am Turm statt. Denn dort steht der große Kaffeeröster, der Teil der ans Café angeschlossenen Privatrösterei Schröer ist. Und dort röstete Günter Schröer dann live Kaffee. Der allerdings noch ein paar Stunden abkühlen musste. Schröer beantwortete Fragen rund um die Bohnen und das Getränk. Er gibt sein Wissen mit viel Enthusiasmus in Kaffee-Seminaren, bei Röstvorführungen oder im Rahmen von Barista-Schulungen weiter. Als Mitglied und autorisierter Trainer im europäischen Kaffeeverband SCAE ein leichtes Unterfangen für ihn – sehr zum Vergnügen der Besucher. Für sie aufgekocht wurden dann mehrere Sorten Kaffee – und zum Vergleich auch industriell gerösteter Kaffee. Der dann beim Schlürfen dann auch qualitativ gegenüber den eigengerösteten Produkten durchfiel.

Norbert Vowinkel stellte den Pressevereins-Besuchern die besondere Unternehmenskonstruktion des Cafés und der Privatrösterei Schröer vor. Vowinkel ist als Geschäftsführer der Varia GmbH für beide Einrichtungen zuständig. Die Varia GmbH ist Integrationsunternehmen von Stift Tilbeck, zu dem neben Café und Rösterei auch noch ein Montage-Unternehmen für Fahrradgepäckträger und und neuerdings die Varia-Assitzenz gehören. Die Rösterei beliefert inzwischen einen breiten Kundenstamm mit zum Teil auf den Besteller zugeschnittenen Kaffee-Mischungen. Ein Teil der Produkte wird über ein ebenfalls vom Integrationsunternehmen betriebenes Café mitten in Dülmen und über einen Online-Shop vertrieben.

Integrationsunternehmen sind ein Instrument, um für Menschen mit Behinderungen Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Und sie werden häufig mit Werkstätten für Menschen mit Behinderungen verwechselt, erläuterte Vowinkel den Besuchern. „Die Betriebe beschäftigen zwischen 25 und 50 Prozent mit Menschen, die mit einem Handicap zurechtkommen müssen.“ Die Firmen sind rechtlich und wirtschaftlich selbstständig und müssen sich wie jedes andere Unternehmen auch am freien Markt behaupten.

In Westfalen-Lippe gibt es inzwischen rund 150 Integrationsunternehmen. Sie veranstalten am 1. März kommenden Jahres in Münster eine Messe, um ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung unter Beweis zu stellen. Und vielleicht wird auch dort an einem Stand der Privatrösterei in der Halle Münsterland unter Anleitung von Günter Schröer vernehmlich weiter Kaffee geschlürft.
Werner Hinse