Journalisten und Rente: Rechtzeitig drum kümmern

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Infoabend des Pressevereins Münster-Münsterland zum Thema Rente und Presseversorgung in der Alexianer-Waschküche.

Am Ende eines Berufslebens ist die Rente so etwas wie das finanzielle Spiegelbild des Lebens und des Arbeitsentgelts in dieser Zeit. Und beeinflusst maßgeblich, wie der Ruhestand gestaltet werden kann. Fragen der Altersversorgung, der Rentensicherheit und der Möglichkeiten in der Medienbranche, die Presse-Versorgung optimal auszuschöpfen, beschäftigten den Presseverein Münster-Münsterland bei einer Informationsveranstaltung für freie und festangestellte Journalisten aus der Region.

Mit Andreas Pohlmann, Leiter Marketing beim Versorgungswerk der Presse, seinem Kollegen Andreas Krause von der Allianz-Fachagentur für Medienberufe in Lünen und Christian Koopmann, Pressesprecher der Deutschen Rentenversicherung in Münster, wurde drei Stunden lang ein Stück persönliche Zukunftsplanung unter die Lupe genommen. Koopmann brachte das Problem besonders für die sogenannten festen Freien, die sich mal als Pauschalist, mal als Freie und mal über Zeitverträge finanziell über Wasser halten müssen, gleich auf den Punkt: „Für die spätere Rente zählt jeder Monat und jeder Entgeltpunkt. Deshalb nicht erst kurz vor dem Ruhestand überprüfen, welche Zeiten bei der Rentenversicherung anerkannt gespeichert sind und welche nicht. Die Kontenklärung ist einfacher, je kürzer die Fehlzeiten zurückliegen. Weil es dann einfacher ist, Nachweise und Unterlagen zu beschaffen.“ Der Renten-Experte nannte als Beispiel eine Freie Journalistin, die über Jahrzehnte rückwirkend Belege über Anstellungszeiten, Mini-Jobs, Aushilfstätigkeiten und Sonderaufgaben brauchte. Und alles, was nicht geklärt werden kann, fehlt am Ende in Euros bei der Rente. Für Freiberufler bietet die Presse-Versorgung unterschiedliche Formen der Privat-Rente an, die teilweise auch staatlich gefördert werden.

Bei der Presseversorgung werden alle, die ab 2005 anspruchsberechtigt sind, am Ende einen Großteil des Geldes an den Staat abführen müssen. Die Steuerpflicht schlägt seit acht Jahren voll durch, Altverträge vor 2005 sind allerdings nicht betroffen und deshalb steuerfrei. Gleiches gilt auch für private Lebensversicherungen. Pohlmann: „Durch Kapitaleinlagen von 5,4 Milliarden Euro ist die Presse-Versorgung zukunftssicher aufgestellt.“ Mit rund vier Prozent liegt die laufende Verzinsung auch in Zeiten der Bankenkrise deutlich über den Branchenschnitt. Pohlmann: „Große Sprünge nach oben oder unten gibt es bei uns nicht, dafür ist die Verstetigung der Erträge der Erfolg unserer sicherheitsorientierten und nachhaltigen Kapitalanlagepolitik.“

Besonders von Berufsanfängern oft links liegen gelassen wird die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit. Allianz-Sprecher Krause: „Gerade junge Familien sollten sich ohne Wartezeiten gegen das finanzielle Risiko absichern.“ Selbstständige und Freiberufler sind ohne gesetzlichen Schutz. Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland wird berufsunfähig, in der Medienbranche sind psychische Erkrankungen die Hauptursache.

Bei Abfindungszahlungen muss gut verhandelt werden, sagen die Versicherungsvertreter. Man muss von dem Geld nicht nur bis zur Rente auskommen, sondern die Summe zunächst auch versteuern und dann in die Kranken- und Pflegeversicherung allein einzahlen. Bei der Altersteilzeit drohen Rentenkürzungen, die auch über den Ruhestand hinaus weniger Geld im Monat bedeuten. In jedem Fall sollte man vor einer Entscheidung mit den Vorsorgeberatern Kontakt aufnehmen. Denn eins machten die Referenten deutlich: „Die gesetzliche Rente ist und bleibt der wichtigste Baustein für die Alterssicherung. Gerade deshalb sollte man Fragen und ungelöste Probleme nicht auf die lange Bank schieben, weil man mit der richtigen Alterssicherung nicht früh genug beginnen kann.“ Und weil die Bevölkerung immer älter wird und immer weniger Kinder geboren werden, wird sich das Auszahlungsniveau langfristig nach unten entwickeln. In NRW bekommen die 1,7 Millionen männlichen Rentner im Durchschnitt 1120 Euro im Monat ausgezahlt. Bei den 2,3 Millionen Frauen im Rentenbezug sind es 734 Euro. Dass dieser Baustein allein für das Gebäude Alterssicherung nicht reicht, war jedem im Saal klar.
Am Ende des informativen Abends wurden schon erste Termine für Einzel-Beratungen und Rentenkonten-Klärungen vereinbart. Helmut Etzkorn (Text und Foto)