Ungewöhnliche journalistische Expedition ins Münsterland

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Fotos: Werner HinseAm Ende des Experiments stand ein Danke. Nach acht Tagen „Entdecke dein Münsterland“ postete der Berliner David Sahayauf den letzten Drücker: „Danke Münster. Für alles!“ Und setzte sich in den Bus zum Flieger nach L.A. Auf Schwäbisch verabschiedete sich der Essener Pascal Hesse nach seiner Woche im Münsterland: „Soderle, wir haben fertig.“

Am Ende des Experiments stand ein Danke. Nach acht Tagen „Entdecke dein Münsterland“ postete der Berliner David Sahayauf den letzten Drücker: „Danke Münster. Für alles!“ Und setzte sich in den Bus zum Flieger nach L.A. Auf Schwäbisch verabschiedete sich der Essener Pascal Hesse nach seiner Woche im Münsterland: „Soderle, wir haben fertig.“ Wie Sahay und Hesse hatten sich sechs hauptberufliche Blogger und freie Journalisten unter 35 Jahren auf das Angebot des Pressevereins Münster-Münsterland eingelassen: eine Woche journalistischen Freiraum. Zeit, um im Münsterland Recherche und Themenfindung zu üben. Ohne Druck. Partner dabei waren nämlich das Hagener Journalistenzentrum Haus Busch, das in der September-Woche drei Seminare zu journalistischen Darstellungsformen in Oelde, Rheine und Ahaus mit seinen Dozenten veranstaltete. Zusammen mit der Regionalagentur Münsterland e.V. und der Sparkasse Münsterland-Ost wurde das Programm auf die Beine gestellt. Ein erfahrenes Team, weil sie zusammen mit dem Presseverein seit nunmehr 16 Jahren den Journalistenpreis Münsterland gemeinsam veranstalten. Und im Vorfeld der für den 15. November geplanten Verleihung war diese journalistische Nachwuchsförderung vereinbart worden.

Eine Woche dauerte die Entdeckungstour, die maximale Freiheit zum journalistischen Entdecken ohne thematische Vorgaben bot. Für Kost, Unterkunft und Transport in Eigenregie gab es für jeden ein Taschengeld von 800 Euro. „Als Journalisten unternehmen Sie hier eine Forschungsreise, die es so noch nicht gegeben hat“, begrüßte Sparkassen-Vorstandschef Markus Schabel die sechs Journalisten aus München, Berlin, Hessen, Herne und Essen. „Eine Mischung aus individueller Entdeckungsfahrt und fachlicher Fortbildung mit der Chance, eine einzigartige Region kennenzulernen und anderen zu vermitteln. Wir alle freuen uns auf ihre Expeditionsberichte!“

Das war nämlich die einzige Gegenleistung: eine Geschichte. Ob die sechs Münsterland-Entdecker nun über die Region um Münster schreiben, fotografieren oder filmen, auch das ist ihre Entscheidung. Klaus Ehling, Vorstand des Münsterland e.V., meinte: „Ich bin gespannt, wie sich das Münsterland auf die Geschichten auswirkt, die sie in unserer Region finden werden.“

Ana Maria Michel aus München spürte in ihrer Woche Erzähltraditionen im Münsterland nach. Arne Pöhnert aus Herne beschäftigte sich mit der Drogenpolitik der Region. Und gleich zwei Teilnehmer hatten nächstens einen Termin bei Türmerin oben auf der St. Lamberti-Kirche in Münster gebucht.

Ob sie dort jeweils ihr Thema schon gefunden haben, ist noch nicht klar. Über ihre Erfahrungen posteten sie jedenfalls an jeden Tag bei Facebook unter „Entdecke dein Münsterland“. Sehr zur Freude einer wachsenden Fan-Community.

Reisebloggerin Christina Schneider übernachtete themagemäß in Schlosshotels. Arne Pöhnert lernte in einer Pension auf einem Bauernhof in den Baumbergen die Landwirtschaft kennen. Und Steffanie Reimann war so begeistert von Münster, dass sie zeitweilig sogar überlegt hat, Berlin gegen die Studentenstadt zu tauschen.

Bis zur letzten Minute im Münsterland recherchierten einige der Münsterland-Entdecker vor Ort an ihren Geschichten. Ann Maria Michel verschwand noch in einem Märchenwald bei Ibbenbüren. Und Sahay schwänzte wegen seiner Geschichte sogar die Abschlussrunde.

Die Botschaft der sechs Entdecker im Münsterland war jedenfalls eindeutig: Sie haben das Experiment einer journalistischen Weiterbildung im Münsterland zu schätzen gelernt. Und im Münsterland interessante Entdeckungen gemacht, vom jahrhundertealten Reliquienschrein, rosa Flamingos im Moor bis zum kleinen „Silicon Valley“ im Westmünsterland.

Nur falls es eine Neuauflage dieses Seminars geben wird, meinte eine Entdeckerin enttäuscht, „dann bin ich schon zu alt dafür.“ Für Wolfram Linke, den Vorsitzenden des Pressevereins, war diese Entdecker-Woche „ein gelungenes Angebot für den journalistischen Nachwuchs“. Er hofft, dass der Verein mit den Partnern vielleicht vor dem nächsten Journalistenpreis Münsterland wieder eine solche Woche für junge Journalisten auflegen kann.

Die Geschichten der Entdecker werden gegen Ende Oktober auf Facebook „Entdecke dein Münsterland“ verlinkt.
(Werner Hinse)

Zuletzt aktualisiert am 02. Oktober 2016